Aufwachen! Der „Pulse of the Fashion Industry“ schlägt schneller.

Noch bis zum 5. Juni feiern wir die Woche der nachhaltigen Entwicklung. Wie, noch nichts davon gemerkt? Dann wird’s Zeit – und zwar allerhöchste! Denn die Global Fashion Agenda (GFA) hat wieder mal in enger Zusammenarbeit mit der Boston Consulting Group einen ausführlichen Bericht zum Thema „Öko-Verantwortung der Modebranche“ herausgegeben. Der „Pulse of the Fashion Industry“ wurde fein säuberlich recherchiert und die Ergebnisse sind alarmierend aber nicht hoffnungslos.

Leider hat sich noch immer nichts daran geändert, dass die Textilindustrie die zweitschmutzigste Industrie der Welt ist. Schlimmer treibt’s nur die Ölbranche. Der sogenannte Pulse Score Index zeigt nun en détail auf, woran es noch hapert und welches Schräubchen noch zu drehen wäre – um den globalen Wandel in die richtige Richtung doch noch einzuläuten.

Denn immerhin: über zwei Drittel aller Textilunternehmen tun zumindest irgendwas, um ihren miesen Carbon Footprint zu verbessern. Transparenter wird zum Beispiel die Herstellungskette vieler Marken, Wasser und Chemie kommen seltener zum Einsatz und auch an den sozialen Bedingungen für Textilarbeiter wird gearbeitet.
Die sogenannte Vierte Industrielle Revolution ist in Ansätzen erkennbar – aber eben noch nicht in Sichtweite. Die könnte greifen, so heißt es in der Agenda der GFA, wenn Behörden, Industrie, Verbraucherverbände und NGO’s sich zusammenschließen und fokussierter kooperieren würden.

Hier ein paar Vorschläge:

– Noch ein neues Siegel, wie gerade der vielbeschworene Grüne Knopf, bringt nichts. Wenn stattdessen weniger, dafür aber glaubwürdigere Siegel vereinheitlicht würden, wäre das zumindest für den bewussten Endverbraucher schon mal ein Riesenfortschritt.

– Die Investition in die Entwicklung von Textilien aus nachwachsenden Rohstoffen ist schwer angesagt. Wenn auch hier nicht jeder sein eigenes Süppchen kochen und seine Erkenntnisse zügiger mit anderen Unternehmen teilen würde, wäre allen geholfen.

– Digitalisierung ist ein wichtiges Stichwort! Mit Hilfe von RFID-Tags, die über die exakte Zusammensetzung der Textilien aufklären und parallel Recycling-Möglichkeiten aufzeigen, könnte die Lebensdauer der Produkte massiv verbessert werden.

Die Reihe an Vorschlägen ließe sich natürlich ewig weiter fortführen. Wichtig wäre vielleicht noch der Hinweis, dass sich ökologische Anstrengungen durchaus auch als geschäftsfördernd erweisen. Der „mode-bewusste“ Kunde fragt inzwichen öfter mal nach als noch vor zehn Jahren und freut sich tatsächlich, wenn er ernstgenommen wird.

Nicht umsonst haben viele namhafte, vor allem global agierende Unternehmen in den letzten Jahren den Posten des „Sustainability Managers“ geschaffen. Das ist gut für’s Image aber eben langfristig auch für den Umsatz. Und klar, Greenwashing-Kandidaten gibt es leider immer noch zu viele. Angesprochen fühlen sollten sich hier die großen Fashion-Giganten, die versuchen, mit minikleinen, nachhaltig produzierten Capsule-Kollektionen ihr Bild in der Öffentlichkeit aufzuhübschen.

Spätestens bis 2030 sollen sich die ökologisch-sozialen Anstrengungen rentieren, hat die Global Fashion Agenda übrigens berechnet. Wer jetzt in die richtigen Theman investiere, könne dann die Früchte ernten. Na dann …

 

Download here: Global Fashion Agenda