Chinesische Häftlinge arbeiten für Hungerlöhne für H&M und C&A

Wer zahlt eigentlich für unsere billigen Klamotten? Diese Frage haben wir hier auf Fair-Fashion.net schon des Öfteren gestellt. Eine neue Facette der ganzen Problematik wurde gerade in einem Artikel der Financial Times veröffentlicht.
Hier beschreibt der Brite Peter Humphrey, ein früherer Privatdetektiv, der die Jahre von 2013 bis 2015 als Häftling in China verbracht hat, dass er und seine Mithäftlinge in Vollzeit Verpackungen für westliche Unternehmen wie C&A oder H&M hergestellt hätten und dafür mit lächerlichen 15 Euro pro Monat entlohnt worden seien.
Sowohl C&A als auch H&M nehmen die Vorwürfe nun sehr ernst, heißt es, und man wolle umgehend eigene Untersuchungen zu dem Fall anstellen. Von C&A hört man unter anderem, dass „keine Form der Zwangsarbeit oder Schuldknechtschaft“ geduldet werde und man die Geschäftsbeziehungen zu dem betreffenden Lieferanten selbstverständlich kündigen werde, falls sich Humphreys Aussage als wahr herausstelle.

Tatsächlich listet zum Beispiel C&A ganze 273 Produktionsstätten auf, die für den Textilkonzern in China arbeiten, H&M präsentiert auf seiner Website über 660 chinesische Fabriken mit Namen, Adressen und Eigentümern. Im “Mode-Transparenz-Index” der weltweiten Initiative Fashion Revolution rangiert C&A von 100 überprüften Modemarken auf Platz 18, H&M sogar auf Platz 3. Außerdem wurde C&A erst im vergangenen Jahr von der Thomson Reuters Stiftung in London mit dem Stop Slavery Award ausgezeichnet – für seine Bemühungen im Kampf gegen Sklaverei.

Das Thema Soziale Verantwortung ist eben so eine Sache – erst recht, wenn man sie sich groß auf die eigene Fahne schreibt – und es ist schon erstaunlich, dass derart mächtige Konzerne wie die oben genannten, nicht genug Manpower haben, um seine vielen Lieferanten regelmäßig zu checken. Wie üblich muss erst ein kleiner Skandal an die Öffentlichkeit kommen, bis man echten Handlunsgbedarf sieht.
Peter Humphrey saß übrigens in Haft, weil ihm vorgeworfen wurde, sich illegal Informationen über chinesische Bürger verschafft zu haben. Zuvor war er von dem britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline (GSK) beauftragt worden, herauszufinden, wer in China Korruptionsvorwürfe gegen den Konzern erhoben hatte.

Foto: Michael Benz / Unsplash

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