Das miese Geschäft mit der Daune

Kuschelig warm sind sie ja, die leichten weichen Daunenjacken, -westen und -mäntel. Gerade jetzt im Winter boomt das Geschäft mit den molligen Begleitern und kaum einer macht sich Gedanken darüber, ob die Abermillionen von Daunen auf wirklich nachhaltigem Weg beschafft worden sind. Für standhafte Veganer kommen die Modelle mit tierischem Zusatz ohnehin nicht in Frage, die anderen reden sich ein, dass hier lediglich Resteverwertung stattgefunden hat und irgendwo wenigstens eine saftige Gans auf dem Tisch gelandet ist. Aber kann es sein, dass sich das Gros der Daunenjacken-Träger womöglich überhaupt keine Gedanken zu dem Thema macht?

Lebendrupf ist lukrativer

Das Wochenmagazin Der Spiegel zumindest widmet sich in seiner aktuellen Ausgabe ebendiesem Thema unter dem Titel „Lukrativ wie Drogenhandel“ und beruft sich vor allem auf die nachdrückliche Recherche von Tierschützern. Denn anders als in den meisten Werbebroschüren angepriesen, stammen die Daunen eben häufig nicht von bereits geschlachteten Tieren. Auf Nachfrage bei Helly Hansen, The North Face, Moncler & Co konnte kaum ein Unternehmen konkrete Zulieferer oder Tierfarmen nennen, von denen die Füllware bezogen wird. Das Stichwort „Lebendrupf“ macht also wieder die Runde und nach monatelanger Recherche mussten die Tierschützer feststellen, dass in den klassischen Daunen-Zulieferländern, wie Ungarn und Polen, die Gänse und Enten nach wie vor bei lebendigem Leib gerupft werden. Dass die Tiere dabei des Öfteren schwer verletzt werden, wird billigend in Kauf genommen. Dann werden sie eben einfach vor Ort wieder zugenäht. Bis zur nächsten Rupfung dann …
Die Gründe für die blutige Quälerei liegen auf der Hand: 1. Kann man lebendige Tiere logischerweise mehrmals im Laufe ihres Lebens rupfen, 2. wird dummerweise immer weniger Federvieh gezüchtet, obwohl gleichzeitig die Nachfrage nach Daunen immer größer wird und 3. steigt die Daunenqualität nach jeder Rupfung; älteren Tieren wachsen bessere und dichtere Daunen.

„Raufen“ ist erlaubt

Tatsächlich ist Lebendrupf bereits seit 1999 in der EU verboten, doch die Lobby der Daunen- und Federindustrie hat ein pfiffiges Gesetzes-Schlupfloch gefunden. Offiziell ist nämlich das „Raufen“ bei lebendigen Tieren noch erlaubt, also das Abstreichen der Federn, die dank Mauser ohnehin ausfallen. In der Realität ist dieser Vorgang natürlich äußerst dehnbar. Der finale und wohl ausschlaggebende Grund ist am Ende dann doch wieder das gute Geschäft mit der Daune, das mit den Jahren immer lukrativer geworden ist. Der Preis für Daunen ist zwischen 2009 bis 2013 um satte 200% gestiegen.
Ob wir wiederum es mit unserem Gewissen vereinbaren können, dass für unser neues modisches It-Piece, unzählige Tiere Todesqualen erleiden mussten, ist dann wieder eine ganz andere Frage. Die wir uns dringend stellen sollten!

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Foto: Patrick Gensel