Einfach ist schwierig! Markus und Daniel Freitag, die vor zwanzig Jahren mit ihren Messenger Bags aus alten Lkw-Planen den Grundstein zu ihrem Unternehmen gelegt haben, wissen das. Nun bringen sie mit „F-abric“ ein neues Material und erstmals auch Bekleidung auf den Markt, welche die wichtigste Voraussetzung mitbringt, nach der bei Freitag alles funktionieren muss: Dem Prinzip von Cradle-to-Cradle. Knapp formuliert geht es hier um zyklische Ressourcennutzung, die am Ende auf wahre Öko-Effektivität hinausläuft. Alles wird wiederverwendet, weitergenutzt oder umgearbeitet – der ewige Kreislauf, wie ihn auch die Natur vorsieht. „Mein erstes Schlüsselerlebnis war wohl in diesem Zusammenhang der Komposthaufen unseres Vaters“, erinnert sich Markus Freitag im Interview mit Fair-Fashion.net. Im Grunde also ganz einfach – aber wenn’s um Textilien geht, muss man schon ein wenig experimentieren.
Gemeinsam mit einer eigens für das neue Stoff-Projekt eingestellten Textil-Ingenieurin, einer Designerin und Musterschneiderin wurde in den vergangenen fünf Jahren ein Material entwickelt, das eine besonders gute Öko-Bilanz haben sollte. Die Wahl fiel auf eine Mischung aus Hanf und Flachs, naheliegenderweise zwei Naturfasern. Sowohl Wasserverbrauch als auch Transportwege sind hier deutlich geringer als zum Beispiel bei Baumwolle. Denn – darauf legen die Freitag-Brüder großen Wert – gefertigt wird maximal 2.500 Kilometer von Zürich entfernt. So werden die Garne für F-abric in Slowenien, Italien und Tunesien gesponnen, die Stoffe in Italien gewebt oder in Portugal gestrickt und die fertigen Produkte in Polen sowie Portugal genäht und gewaschen. Auf Herstellung in Billiglohnländern verzichtet man bei Freitag gern, gespart wird wiederum an Kosten für klassische Werbung. Denn das schlage sich am Ende auf den Produktpreis nieder, den schließlich der Kunde zahlen müsse, findet Markus Freitag. Das sieht das bescheidene Brüderpaar nicht ein, denn ganz privat geben die beiden auch für sich persönlich kein Geld für überflüssigen Schnickschnack aus. Führerschein, Ferienhaus, Altersvorsorge? Brauchen Daniel und Markus nicht. Ihre Wertvorstellungen liegen jenseits von Rendite und finanziellem Reichtum.
Ende Oktober 2014 kommen nun die ersten Workwear-Styles der zunächst noch recht kleinen Linie auf den Markt, die in zehn ausgewählten Stores verkauft werden sollen. Mit dabei sein wird eine Chino, ein T-Shirt, ein Longshirt sowie ein Latz-Kleid. Nicht nur der Oberstoff, das „F-abric“ aus Hanf und Flachs, sondern auch alle übrigen Zutaten sind biologisch abbaubar. Das Nähgarn besteht aus Lyocell (eine aus Zellulose bestehende Regeneratfaser), die Hosenknöpfe sind abschraubbar – für den Mechanismus wurde extra ein Patent angemeldet – und können auch diese Weise immer wieder verwendet werden. „Wir denken und handeln eben in Kreisläufen“, so Markus Freitag gegenüber der TextilWirtschaft. „Wenn man in Generationen denkt, kommt man um diese Haltung nicht herum.”