Am vergangenem Montag ist es in Kraft getreten – das internationale Brandschutzabkommen, das sichere Arbeitsplätze in der Textilindustrie sichern soll. Bis zum 15. Juli 2013 müssen nun alle Unterzeichner ihre Lieferantenlisten in Bangladesh offenlegen, damit in den nächsten neun Monaten dort Inspektionen stattfinden können.
Rund 70 Konzerne haben unterschrieben, darunter C&A, Karstadt und auch H&M. Vorstandschef und Miteigentümer Karl-Johan Persson steht im aktuellen SPIEGEL Rede und Antwort – und man merkt, er windet sich ein wenig. „Als weltweit agierendes Unternehmen sind wir nun mal eine Zielscheibe“, klagt er, betont aber auch, dass H&M im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen hart an Verbesserungen arbeite. Dennoch: H&M sei vor allem ein profitorientiertes Unternehmen, das wettbewerbsfähig bleiben müsse. Kernsatz des Interviews ist eindeutig: „Konsum ist etwas Gutes. Kein Unternehmen der Welt würde sich mit weniger Absatz, weniger Kunden, weniger Arbeitsplätzen zufriedengeben, nur weil das gut für die Umwelt ist.”
Ist das wirklich so? Und wenn ja, wie weit würden die meisten gehen für immer höhere Umsätze und Gewinne? Sehr weit und auf Kosten Dritter, wie wir in den vergangenen Monaten gesehen haben. Bangladesh war wohl nur die Spitze des Eisberges. Tatsächlich hat Persson recht, wenn er darauf hinweist, dass H&M ja nicht für die Löhne der Textilarbeiter zuständig sei, da die Schweden schließlich keine eigenen Fertigungsstätten besitzen.
Das ist wahr, beweist aber einmal mehr, wie wichtig es ist, auf Öko- oder Fairness-Siegel zu achten, die natürlich nur glaubwürdig sind, wenn in kleineren Mengen produziert und auf exakte Einhaltung von sozial verträgliche Arbeitsbedingungen auch wirklich geachtet wird. Massenmode ist billig und will es auch bleiben, so das Fazit. Uns Konsumenten bleibt daher nichts anderes übrig als selbst darauf zu achten, was und bei wem wir einkaufen.
Eco Fashion-Labels wie Hess Natur, Véja oder Smitten schaffen den Spagat zwischen einem profitablen Geschäft, das im Einklang mit fairer Produktion geht, schließlich auch. Tatsächlich verdient zum Beispiel Hess Natur an einem verkauften T-Shirt für 19,95€ nur 28 Cent. Um jeden Preis, wie Karl-Johan Persson womöglich glaubt, wollen sich die Butzbacher jedenfalls keine goldene Nase verdienen. Wie das H&M mit T-Shirts für 4,95€ schafft, möchte man da lieber nicht wissen.
Übrigens: GAP und Walmart, zwei der größten US-Textilunternehmen, haben sich geweigert das Brandschutzabkommen zu unterzeichnen. Grund: Man plädiere für „unternehmensinterne Selbstverpflichtung“. Was auch immer das konkret bedeuten mag.
Mehr zum internationalen Brandschutzabkommen im Handelsblatt: