Luxuslabels denken um

Luxusmode ist verschwenderisch und natürlich teuer. Transparenz, Nachhaltigkeit oder ökologisch einwandfreie Herstellung gelten als lästig und sind vor allem eins, totale Nebensache.

Doch die Macht des Konsumenten, der immer öfter mal nachfragt, woher die Materialien kommen oder wo und wie das Produkt produziert wurde, macht sich langsam auch bei den ganz Großen in der Modeszene bemerkbar. Und die fühlen sich herausgefordert: So gibt es mittlerweile edelste Handtaschen aus vegetabil gegerbtem Leder und diverse Charity-Projekte, mit denen sich Luxus-Labels aus Paris, Mailand und London gern schmücken. Dass in diesem Zusammenhang das Stichwort ‘Greenwashing’ gern die Runde macht, ist klar, denn das Gros der Produktpalette wird natürlich nach wie vor auf herkömmlichem Wege hergestellt. Wer lange Zeit glaubte, mit dem teuren Preis auch gleichzeitig die Garantie für gute Arbeitsbedingungen in der Herstellungskette mitzukaufen, dürfte mittlerweile eines Besseren belehrt sein.

Jedoch: So langsam machen sich auch größere Veränderungen bemerkbar. „Nachhaltigkeit ist das wichtigste Thema unseres Jahrhunderts”, findet zum Beispiel Marie-Claire Daveu, seit drei Jahren Chief Sustainability Officer bei Kering, unter dessen Dach sich Marken wie Bottega Veneto, Gucci oder Saint Laurent befinden. Daveu initierte bereits im Jahr 2012 einen Aktionsplan, der unter anderem vorsieht, in Zukunft den Wasserverbrauch oder CO2-Ausstoß drastisch zu verringern. Auch LVMH, das Louis Vuitton, Dior oder Donna Karan beherbergt, verfolgt seit 2011 ein sogenanntes LIFE-Programm, das sich mit Rohstoffen, Lieferanten oder auch der Langlebigkeit der Produkte beschäftigt. Vorstandsvorsitzender Bernard Arnault spricht in diesem Zusammenhang gern vom ‘immateriellen Kapital’, das es zu hegen und pflegen gelte.

Tatsache ist, dass inzwischen ein neue Verbraucher-Generation herangewachsen ist, die von Lucie Greene, Leiterin von JWTIntelligence in New York, als ‘Millennials’ bezeichnet wird. „Diese Konsumenten erwarten auch von Luxusmarken absolute Transparenz, ethisches Verhalten und Nachhaltigkeit”, so Greene. Dass dieser Weg auch einen gewissen Glamourfaktor vorweisen kann, hat nicht zuletzt Stella McCartney mit ihrer streng veganen Mode klar unter Beweis gestellt. Ihrem Umsatz hat diese Einstellung jedenfalls nicht geschadet – ein wichtiger Punkt, der den Giganten der Luxusmode vielleicht am ehesten einleuchtet und sie zum Handeln zwingt.

Mehr dazu von Wallpaper-Autorin Harriet Quick, die sich in ihrem Artikel ‘Planet fashion: on how consumers demand ethics to match their esthetics’ explizit mit dem Druck der Millennials auf die Luxuskonzerne beschäftigt, und den der Künstler Matt Chase wunderbar anschaulich illustriert hat.

Illustration: Matt Chase