Wear Fair – Öko-Siegel im Überblick

Nachhaltig, ökologisch korrekt oder fair hergestellt – immer mehr Konsumenten fragen nach, wenn’s beim Fashion-Shopping ernst wird. Das ist gut so, aber weil gut informiertes Verkaufspersonal leider die Ausnahme von der Regel ist, müssen wir Kunden eben selber ran!
Fair-Fashion.net hat diverse Fair Trade & Öko-Siegel der Mode- und Textilbranche genauer unter die Lupe genommen und die zwölf Wichtigsten und Relevantesten hier subjektiv aufgelistet. Denn in jüngster Zeit hat die Quantität an neuen wohlklingenden Produktsiegeln rasant zugenommen.
Gilt das auch für die Qualität? Sich im Label-Dschungel zurechtzufinden ist gar nicht so einfach. Hier ist unser „Best of“:

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Better Cotton Initiative (BCI)
Nachhaltiger Umgang mit Wasser und Böden sowie die Reduktion von Agrarchemikalien hat hier die oberste Priorität. Ansonsten liegt der Fokus auf konventionellem Baumwollanbau; der Einsatz von genmanipiliertem Saatgut ist erlaubt. Baumwollproduzenten, die das BCI-Siegel erhalten, werden stichprobenartig von BCI-Prüfern genauer unter die Lupe genommen, um abzusichern, dass nach BCI-Standards produziert wird. Die Better Cotton Initiative wurde im Jahr 2009 von Markenfirmen wie Adidas, Gap, H&M und nichtstaatlichen Organisationen wie dem WWF und PAN gegründet.

www.bettercotton.org

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Bluesign System
Hier handelt es sich um ein Umweltzertifikat der Schweizer Firma Bluesign Technologies AG, das für die Herstellung aller Fasern gilt. Denn Kunstfasern müssen nicht „per se“ umweltschädlich sein. Ein interdisziplinäres Beratungsgremium aus Vertretern von Wissenschaft, Industrie, Politik und Handel kümmert sich vorrangig um eine ressourcenschonende Produktion und eine eingeschränkte Verwendung von Chemikalien. Es existiert eine Positivliste bestimmter Textilchemikalien und Farbstoffe, die verwendet werden dürfen.
Inspektionen erfolgen durch Bluesign Technologies.

www.bluesign.com

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Der Blaue Engel

Das wichtigste ökologische Kriterium ist hier die Verwendung von 100% Bio-Bauwolle, die nicht aus genmanipuliertem Saatgut stammen darf. Die Verwendung von Chemiefasern bei Textilien ist erlaubt. Die Produktion muss insgesamt ressourcenschonend erfolgen und die Umweltkriterien müssen über unabhängige Labore nachgewiesen werden. Bevor der Blaue Engel vergeben wird, wird eine Schadstoffprüfung und ein Gebrauchstauglichkeitstest durchgeführt. Der Blaue Engel existiert seit 1978. Es ist somit das älteste Umweltzeichen und besitzt den höchsten Bekanntheitsgrad.

www.blauer-engel.de

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Ecocert ESR
Der größte Bio-Zertifizierer Frankreichs steht für „Equitable, Solidaire und Responsable“ – übernimmt also Fairness, Solidarität und Verantwortung.
Rund 80% des französischen und circa 30% des weltweiten Biomarktes werden mittlerweile durch Ecocert kontrolliert. Gekennzeichnet werden Produkte, die nicht nur umweltverträglich hergestellt wurden, sondern auch unter sozial gerechten Bedingungen produziert und gehandelt werden. Als Grundlage dieser Kriterien dienen die „Definition des Fairen Handels“ des Fairtrade Netzwerkes FINE, die Kernarbeitsnormen der ILO (Internationale Arbeitsorganisation) sowie die Vorgaben der Association Française de Normalisation, einem Zusammenschluss der französischen Zertifizierungsorganisationen.

www.ecocert.com

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Earth Positive
Earth Positive erfüllt hohe Standards in punkto ökologische und soziale Kriterien. Die Produkte müssen zu 100% aus Bio-Baumwolle bestehen; genmanipuliertes Saatgut ist ausdrücklich nicht erlaubt. Bei der Produktion wird auf die allgemeine Schonung der natürlichen Ressourcen geachtet und es müssen strenge Kontrollen bei der Verwendung von Chemikalien und Pestiziden durchgeführt werden.
Das Earth Positive-Zertifikat wird unabhängig vergeben, regelmäßig geprüft und überwacht. Sämtliche Bedingungen sind transparent und Verstöße werden sanktioniert.
Die Handelsmarke Earth Positive wird von der Continental Clothing Company vergeben, unter deren Dach sich drei eigenständige Unternehmen befinden.

www.earthpositive.se

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Fairtrade
TransFair Deutschland arbeitet seit 1992 für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von benachteiligten Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika. Das Ziel, die Stärkung der Binnenwirtschaft und langfristig gerechtere Wirtschaftsstrukturen, will man durch die gerechtere Gestaltung der Handelsbeziehungen zu den jeweiligen Produzenten aufbauen.
Das offizielle Fairtrade-Siegel wird ausschließlich an fair gehandelte Produkte vergeben, die in Deutschland den Kriterien der Fairtrade Labelling Organisation International (FLO-I) entsprechen. Dazu gehören der direkte Handel mit den Produzentengruppen unter Ausschluss von Zwischenhändlern, die Zahlung von Mindestpreisen, die über dem Weltmarktniveau liegen, Prämienzahlungen, die Vorfinanzierung sowie langfristige Lieferbeziehungen. Auf umweltverträgliches Arbeiten wird ebenfalls geachtet.

www.fairtrade.net

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Fair Wear Foundation (FWF)
Hier gilt das oberste Ziel, in der weltweiten Bekleidungsindustrie menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu schaffen. Die Fair Wear Foundation wurde im Jahr 1999 in den Niederlanden von Unternehmensverbänden der Bekleidungsindustrie, den Gewerkschaften und einigen Nichtregierungsorganisationen gegründet.
Die Fair Wear Foundation ist eine unabhängige Non-Profit-Organisation, die durch rund 80 Mitglieds-Unternehmen repräsentiert wird. Zum gemeinsamen Kode gehört die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen. Zertifiziert wird hier die Einhaltung dieser Normen von der Zulieferkette bis hin zum Endprodukt.

www.fairwear.nl

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Global Organic Textile Standard (GOTS)
Der GOTS ist das Standardsiegel für ökologisch und sozialverträglich hergestellte Textilien. Neben den Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gelten hier auch Regeln zu Behandlung von Bio-Fasern sowie umweltverträgliche Textilherstellung. GOTS-zertifizierte Textilien müssen zu mindestens 90% aus Naturfasern und zu mindestens 70% aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) bestehen. Genmanipuliertes Saatgut ist verboten und in der Verpackung darf kein PVC enthalten sein.
Neben dem Schwerpunkt auf ökologischer Verträglichkeit muss außerdem der Schutz der Arbeiter gewährleistet sein, deren Bezahlung sich entweder an den Lohnstandards der nationalen Mindestlöhne oder an den Lohnstandards der Industrie orientieren soll. Hier soll der jeweils höhere Lohn gezahlt werden.

www.global-standard.org

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Naturland
Produkte, die dieses Label tragen dürfen, müssen zu mindestens 95% aus ökologisch erzeugten und von Naturland zertifizierten Fasern bestehen. Baumwolle muss sogar zu 100% bio sein. Genmanipuliertes Saatgut ist nicht erlaubt und die Weiterverarbeitung muss ressourcen- und umweltschonend vonstatten gehen.
Bei den sozialen Kriterien ist vor allem das Beschwerde-Management positiv zu bewerten und Transparenz bei der Veröffentlichung der in der Regel unregelmäßigen Kontrollen, die wiederum von unabhängigen Zertifizierungsstellen durchgeführt werden.
Überprüft werden bei Naturland, das 1982 vom Verband für ökologischen Landbau ins Leben gerufen wurde, alle Schritte der Produktionskette, von der Produktion, Spinnerei und Konfektion.

www.naturland.de

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Naturleder IVN zertifiziert
Eins der jüngsten Siegel betrifft Lederwaren, vor allem Schuhe. Der IVN (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft e.V.) möchte hier Qualität auf hohem technischen und ökologischen Niveau sicherstellen. Daher werden alle Herstellungsstufen entlang der Prozesskette von der Rohware bis zum Verkauf und Gebrauch des fertigen Leders – allerdings nicht des verarbeiteten Lederprodukts – berücksichtigt. Neben Ressourcen-Einsparung, Umwelt- und Gesundheitsschutz während der Produktion stehen auch die mögliche Entsorgung sowie Recyclingfähigkeit im Vordergrund.

www.naturtextil.de/

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Naturtextil IVN zertifiziert BEST
Wenn es um textile Ökologie geht, setzt dieses Siegel derzeit den Standard mit den höchsten Ansprüchen, die aktuell als maximal realisierbar gelten. BEST spiegelt seit dem Jahr 2000 die vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft e.V. (IVN) entworfenen Richtlinien für Naturtextilien wider und bezieht sich auf die gesamte textile Produktionskette – in ökologische und sozialverantwortlicher Hinsicht. Bewusst wird hierbei eine eingeschränkte Palette an Qualitäten und Produkten in Kauf genommen.

www.naturtextil.de/profil/

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Weltladen
In den rund 800 Weltläden in Deutschland sowie in den Weltläden der europäischen Nachbarn stehen ausschließlich Produkte aus Fairem Handel zum Verkauf. Die jeweiligen Zulieferer erhalten eine besondere Zulassung durch den jeweils nationalen Dachverband der Weltläden. Im Weltladendachverband sind ca. 500 Weltläden und Aktionsgruppen organisiert. Der Verband versteht sich als Dienstleister und Interessenvertretung für die Ladengruppen, die zu einem überwiegenden Teil ehrenamtlich arbeiten.
Der ATO (Alternativ Trade Organisation)-TÜV basiert auf einer Selbstauskunft der Importorganisationen im Fairen Handel. Diese wird auf der Grundlage der „Konvention der Weltläden“ bewertet. Der ATO-TÜV wird regelmäßig aktualisiert und durch den Weltladendachverband veröffentlicht.

www.weltladen.de/

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World Fair Trade Organisation (WFTO)
Als Zusammenschluss von Fair-Handelsorganisationen wurde die WFTO im Jahr 1989 zunächst unter dem Namen International Fair Trade Association (IFAT) gegründet. Im Februar 2009 erfolgte die Umbenennung. Die rund 270 weltweite Mitglieder sind Produzenten oder Händler aus sogenannten Entwicklungsländern, aber auch Händler aus dem Norden oder Hilfsorganisationen, die sich für den Fairen Handel engagieren.
Ziele der WFTO sind in erster Linie die Verbesserung der Marktchancen für benachteiligte Produzenten und die Sicherstellung der Glaubwürdigkeit von Fair-Handels-Organisationen. Außerdem versucht die WFTO insgesamt mehr politischen Einfluss auf den Welthandel zu gewinnen.
Die WFTO-Mitglieder verpflichten sich, gegen ausbeuterische Kinderarbeit vorzugehen und angemessene Arbeitszeiten sowie faire Entlohnung zu garantieren. Des weiteren engagiert sich die WFTO für Bestimmungen zum Umweltschutz und den nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen.

www.wfto.com

 

Foto: Fancycrave from Pexels