An den miserablen Bedingungen der Textilarbeiter in Bangladesh hat sich seit dem Unglück von Rana Plaza nicht viel geändert. Das gefährdet nun den für Samstag ebendort geplanten internationalen Bekleidungsgipfel, wie die Clean Clothes Campaign mittteilt, und sollte die Initiatoren nachdenklich machen. Mittlerweile haben mehrere Schwergewichte der Textilbranche ihre Teilnahme abgesagt, darunter Tchibo, C&A sowie Inditex (Zara, Massimo Dutti etc).
Vorausgegangen war ein schriftlicher Appell des Handelsverbandes Deutschland (HDE), des Gesamtverbandes textil+mode, der Clean Clothes Campaign sowie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) an Premierministerin Sheikh Hasina sowie an die lokale Vereinigung der Textilunternehmen (BGMEA). Die Unterzeichner zeigten sich beunruhigt über die Zustände in Bangladesh und bekräftigten ihren Wunsch nach Einhaltung der Menschenrechte und Wahrnehmung der kollektiven Arbeiterrechte.
Als Hintergrund gelten die anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern, Gewerkschaften und Arbeitgebern in Bangladesh, die seit einigen Monaten für Unruhe sorgen. So hatten Anfang Dezember 2016 tausende Arbeiter eine Erhöhung ihres Mindestlohns auf rund 180 Euro gefordert – momentan wird nur circa ein Drittel dieser Summe gezahlt. Als Konsequenz wurden laut Gewerkschaft ungefähr 1.600 Arbeiter entlassen, mindestens 34 Aktivisten wurden festgenommen und Gewerkschaftsbüros geschlossen.
Die BGMEA teilte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) nun mit, dass man mit Käufern und Aktivisten verhandele, um die Probleme noch vor Beginn des Gipfels zu lösen. Was leider wieder einmal beweist, dass ein freundlicher Appell nichts bringt, wenn wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen. Der anhaltende Druck und die Androhung, große Aufträge ganz aus Bangladesh zurückzuziehen, haben ihr Ziel dagegen nicht verfehlt.