Unglaublich! Victoria von Schweden steckt die kleine Estelle in ihre alten Kinderkleider – erst jüngst war die Meldung in den Gazetten zu lesen! Warum auch nicht, fragt der nachhaltig denkende Bürger, der nicht gleich alle abgelegten Kinderklamotten sofort in die Tonne schmeißt, nur weil die Brut knapp herausgewachsen ist. Gern wird das ein oder andere Lieblingsteil sorgsam eingemottet und wieder vom Dachboden geholt, wenn sich weiterer Familiennachwuchs einstellt.
Ähnlich ergeht es manch’ Oberhemd von Vati, der dank Wohlstandsbäuchlein nicht mehr in sein Lieblingsshirt aus Konfirmandentagen passt. Oder Muttis Sommerkleid, das leider einen Rotweinfleck abbekommen hat, sonst aber tadellos in Schuss ist. Was also tun?
Zwei deutschstämmige New Yorkerinnen wissen Rat, haben aus dem Dilemma eine pfiffige Geschäftsidee gemacht und ihr Label Kindred Cloth genannt. Simone Leonhardt und Heike Jaroschowitz – beide kommen übrigens aus Baden-Württemberg – hatten als junge Mütter keine Lust auf Blümchen und Bärchen. Ganz nebenbei war ihnen klar, dass niegelnagelneue Kleider von der Stange meist voller Chemikalien sind, die man erst nach der x-ten Wäsche loswird.
Also kam ihnen der berühmte Recycling-Gedanke in den Sinn. Als Grundlage dienen ausrangierte Lieblingsklamotten von Mom und Dad, die dann zu zuckersüßen Stramplern oder Kleidchen für Kinder bis circa vier Jahre verwandelt werden. Ein paar zeitlos-klassische Grundschnitte liegen zur Auswahl bereit. Aktuelle Hauptkundschaft sind die gutsituierten Manhatten Moms, die glücklich sind, ein echtes Unikat im „European Style“ für die lieben Kleinen zu besitzen. „Maßgeschneiderte Hemden und Ähnliches sind hier keine Seltenheit“, weiß Simone Leonhardt. „Sowas schmeißt man ja nicht weg, das gibt man gern als Familientradition weiter.“
In diesem Sinne legt man für einen kleinen Strampler gern rund 120 Dollar auf den Tisch. Nicht ganz billig, dafür aber definitiv einmalig, authentisch und voller schöner Erinnerungen.
Fotos: Kindred Cloth